Am Freitag machen wir uns auf den Weg nach Rosine, Kentucky, ohne wirklich eine Vorstellung zu haben, was uns da erwartet. Vor allem gibt es aber erstmal eine Fahrt durch rollende Hügel und Wälder, dazwischen Weiden und weiße Holzhäuser, ab und an eine (weiße) Holzkirche. Pittoresk, to say the least. Und wenn man die Interstate erst verlassen hat, stehen vor kariösen Scheunen dahinrostende Autos, an denen zottige Hunde das Bein heben. Ein Traum. Und dazu Jimmy Martin hören…
Imaginierte „Easy Rider“-Szenen (Filmende) kontrastieren reizvoll mit dem Idyll. Nach zahllosen Hügeln dann: Rosine, so etwas wie die Wiege des Bluegrass, hier liegt Bill Monroe begraben, hier steht die Hütte von „Uncle Pen“, und zwei Meilen weiter, in Jerusalem Ridge, das Geburtshaus. Seit 22 Jahren treffen sich hier an jedem Freitag Picker aus der Region und gelegentlich auch von weiter weg, um zu spielen. Old Time Music, Bluegrass und ein bisschen Country.
Am Samstagmorgen um sieben Uhr machen wir uns im strömenden Regen auf den Weg nach Bristol, Tennessee, wo das „Birthplace Of Country Music Museum“ eröffnet wird. Für 15 Uhr ist ein Auftritt von Ralph Stanley angekündigt – einer der letzten Überlebenden der ersten Bluegrass-Generation. Eigentlich hätten wir es gerade so schaffen müssen. Aber es muss an der Zeitverschiebung gelegen haben, dass wir nur noch den letzten Song seines Auftritts sehen können, den „Orange Blossom Special“ – der Zug war abgefahren…
Schauen wir uns eben die Stadt an und kommen später wieder zur Bühne, wo Corbin Hayslett spielt – mit Special Guest Roni Stoneman.
Das Museum erzählt von den Bristol Sessions, die ganze Geschichte, mit zeitgemäßem Museumsprogramm, interaktiv und derlei mehr, Filme von damals, Musik – könnte ich Stunden darin verbringen…
Später treten noch Carlene Carter und Jim Lauderdale auf, danach brauch ich erstmal ein paar Bier – Freitagabend in Rosine war nichts zu machen, Dry County. Was zu der leicht surrealen Atmosphäre beiträgt.