Anlässlich des Bühnendebüts der beiden älteren Herrn


Am Samstag, den 25.2. stehen Blohm und Voss zum ersten Mal auf einer Bühne. Naja, sie sitzen – und zwar in einer Loge.

Zur Vorbereitung hier noch ein alter Text der beiden aus der Zett:

Deutscher Eintopf oder Cuba Libre?

Dr. Blohm und Herr Voss erörtern ein schweres Thema

Voss: Da haben sie uns aber eine Suppe eingebrockt, die so schwer und dick ist, wie die Eintöpfe meiner Lebensgefährtin, werter Blohm. Als ob ausgerechnet wir wesentliches über Nationalismus mitzuteilen hätten…

Blohm: In der Tat eine unangenehme Thematik, aber ich muss sie bitten, sich nicht immer auf die eigene Ignoranz herausreden zu wollen. Sogar der Staat verlangt nach mündigen Bürgern, und wenn schon die Schulpflicht sich zumindest unter anderem dem Ziel verdankt, solche herzustellen, können sie doch nicht behaupten, sie hätten mal wieder von nichts gewusst.

Voss: Sollen wir uns mit einem Transparent auf den Marktplatz stellen, um den Anfängen zu wehren?

Blohm: Keine Rede davon. Erstens ist es dummes Zeug, den Anfängen von etwas wehren zu wollen, das es schon und mindestens seitdem ununterbrochen gegeben hat, da Vater Blohm – Friede seiner Asche – mich zum Wählen geschickt hat, und zweitens glaubt ohnehin jeder aufrechte Demokrat, er würde in seiner Liebe zur demokratischen Heimat mit dem inkriminierten Pöbel nichts gemein haben. Diese moralische Entrüstung reicht dann schon, um sonst jeden Fug mitzumachen, den Vater Staat veranstaltet. Da wählen sie auch eine Partei, die einen Krieg immer noch für die ultima ratio der Staatszwecke hält, was er erstens auch ist, und zweitens geht das auch kaum anders, wenn man schon wählen möchte, hat sich der Gedanke der Einheitsfront doch selten eindrucksvoller manifestiert, als in der fraktionsübergreifenden Zustimmung zum letzten Krieg.

Voss: Aber wenn wir uns schon einig sind, dass die Sache Deutschland die unsere nicht sei, sollten wir daraus nicht Konsequenzen ziehen?

Blohm: Ja. Wir warten.

Voss: Worauf?

Blohm: Ich las, die Deutschen stürben aus.

Voss: Das werden sie wohl kaum erleben.

Blohm: Und meine Kinder auch nicht.

Voss: Aber sie haben doch gar keine Kinder!

Blohm: Manchmal ist es eben besser, nichts zu tun, um der richtigen Sache zum Sieg zu verhelfen.

Voss: Sie sind ein Defätist.

Blohm: Schön, dass unsere Bekanntschaft wenigstens eine gewisse Halbbildung bei ihnen bewirkt hat.

Voss: Schön, dass sie immer noch das alte Ekel sind. Aber ich habe noch etwas gelernt, und zwar von Lenin. Der hat bei jeder Gelegenheit gefragt: Cui bono? Das heißt soviel wie: Wem nützt es? Wem nützt es, wenn die Deutschen aussterben? Erklären sie mir, was gerade sie davon hätten?

Blohm: (betrübt) Ach, sicher gar nichts, werter Voss. Ich musste nur an Voltaire denken, der seinen Candid am Ende sagen lässt, es gelte „unseren Garten zu bebauen“. Ein Interpret wies darauf hin, dass Goethe im zweiten Teil des Faust zu dem gleichen Ergebnis kommt: Das „Laboremus“ als letzter Schluss von schlichtweg allem. Ich möchte einfach nicht dabei sein, wenn es am Ende doch wieder heißt: Lasst uns arbeiten! Franzosen scheinen keinen Deut klüger zu sein, als Deutsche. Wenn das also ist, worum es geht, bin ich lieber Defätist und lasse mir in meinem Garten von Frau Blohm ein paar eisgekühlte Cuba Libre bringen.

Voss: Eine wahrhaft rebellische Geste. Wie wär’s, wir fingen sofort damit an?

Blohm: Sie sind ein Mann ganz nach meinem Geschmack, auch wenn sie aus Hastedt kommen.

(Beide treten in herzlicher Umarmung ab)