… schrieb ich in der NOTES über Motorpsycho
Vorglühen mit Motorpsycho
Das große Repetitorium auf DVD
Fünf Stunden und 45 Minuten Motorpsycho – das muss man erstmal verdauen! Haircuts heißt das Wunderwerk, das die Gemeinde nach längerer Pause verwöhnt, kurz bevor die Trondheimer mit neuer Besetzung und neuen Songs die Bühnen des Kontinents mit erhebenden Konzertmomenten bestückt. Haircuts bietet alle Video-Clips aus den Jahren zwischen 1991 und 2002, zwei Dokumentarfilme, einen Konzertmitschnitt aus dem Paradiso in Amsterdam von 2002, eine Tourdokumentation und drei Bonus-Songs.
Mehr als Haare
Der Titel verweist scherzhaft auf das, was Motorpsycho schon immer auch ausgemacht hat: Die Wandlungsfähigkeit einer Band, die dabei immer erkennbar bleibt, auch wenn manche stilistische Volte zunächst schockierend wirkt. Was sich musikalisch in der Verarbeitung von Heavy Metal über zarten Folk und ausgefuchsten Pop bis hin zu wildem Free-Jazz-Rock seinen Weg bahnte, lässt sich visuell in – gelegentlich gewiss zweifelhaften – Frisuren wiederfinden. Die Offenheit für neue Kollaborateure setzt sich in der Wahl der Regisseure fort, denen die Band freie Hand bei der visuellen Repräsentation der Musik ließ. So erzählt Haircuts in Bildern, Musik und den Kommentaren von Snah, Bent und Gebhardt ebenso detailliert wie lose die Geschichte einer Ausnahmeband in ihren verschiedenen Inkarnationen, deren jüngste wir gegenwärtig kennen lernen. Das macht dieses Dokument gleichsam zu einem Repetitorium für Spätgekommene, die sich hier mit den faszinierenden Facetten von Motorpsycho vertraut machen können. Das Konzert im Paradiso zeigt dann noch einmal die Band in einer ihrer stärksten Besetzungen, mit Baard Slagsvold an den Keyboards, dessen vom Jazz inspiriertes Spiel die ohnehin umwerfenden Improvisationen der Norweger auf ein neues Plateau hob.