… für das INTRO besprochen:
SQUALL
„HOW THINGS WORK“
(Silver Rocket)
GNU
„MILIMETRY TICHA“
(Silver Rocket / Minority)
WAAWE
„ALL FABULOUS THINGS TURN OUT TO HAPPEN“
(FreeDimension)
(Alle im Vertrieb bei http://www.tamizdat.org)
In ein paar Jahren ist Beitritt. Und wieviel weißt Du über den tschechischen Untergrund? Sunshine dürften spätestens seit ihrer Tour mit At The Drive-In vor etwa vier Jahren dem einen und der anderen bekannt sein. Aber sonst? Höchstens unentwegte Connaisseure des DIY-Untergrunds könnten über Bands wie Squall, Gnu und Waawe schon gestolpert sein. Squall waren im November auf Tour in Deutschland, Waawe ebenfalls. Aber wer hat sie gesehen? Dass Du vielleicht etwas verpasst hast, kannst Du bei Kenntnisnahme der aktuellen Platten der erwähnten feststellen, die in jüngster Zeit auf zwei jungen tschechischen Independent-Labels erschienen sind.
Squall aus Prag gehen allerdings nur halb als tschechische Band durch, sind hier schließlich ein Kanadier, ein Ami und ein Ire vereint, um als klassisches „Power Trio“ zu erkunden, was aus den Trümmern von Hardcore noch zu machen ist. Ihr Debüt „How Things Work“ ist das Ergebnis. Reduziert bis auf die Knochen finden sich in ihrem Post-Hardcore/Rock Fragmente von Bands wie Sonic Youth, Bitch Magnet, Polvo, Shellac und Mogwai, aus denen Squall eine minimalistische Diktion entwickeln, in der sie je nach Gutdünken lange, bisweilen psychedelische Passagen entwickeln oder ihre fragilen Kompositionen beherzt explodieren lassen. Tolle, eigensinnige Rockmusik.
Squalls Labelmates Gnu – ebenfalls aus Prag – legen ein schweres Fundament aus zwei Bässen, das durchaus an Bands wie CopShootCop und Girls Against Boys erinnern darf. Auch die Stimme weist in ihrer dunklen Farbe Parallelen auf, derweil Gnu-Sänger Adam allerdings auf Tschechisch singt. Wir finden hier auch Einflüsse tschechischer Untergrund-Helden der 80er wie Už Jsme Doma, Michael’s Uncle, Kriticka Situace oder Akutni Otrava – eine Geschichte, die hierzulande noch der Entdeckung harrt. (Leider ist das Buch „Kytary a Rèv“ über die frühe tschechische Punk-Szene nur in der Landessprache erhältlich.)
Waawe aus der alten Hussiten-Hochburg Tabor schließlich gehören zum Besten, was der böhmische Untergrund zu bieten hat. Sie orientieren sich hörbar an Bands wie June Of 44 und Shellac, ergänzen diese Basis jedoch um ausladende Gitarrenschleier, bluesige Mundharmonika-Phrasierungen, ein sporadisches Saxophon und einen melancholischen Gesang, der den einen oder anderen schon an Sunny Day Real Estate erinnerte. „All Fabulous Things Turn Out To Happen“ ist bereits das zweite Waawe-Album. Mit der international besetzten All-Girl-Singtruppe Kačkala gastiert hier eine Band, die wie Waawe eng mit dem CESTA-Projekt in Tabor verbunden ist. Hier geht es um mehr als nur um Rock’n’Roll. Freundschaft, Netzwerke und so weiter, um das nur kurz anzudeuten.