BENGUELA
DIGITAL INABILITY
(Rhythm Records; http://www.benguela.co.za)
Südafrika – nicht eben der Ort, an den man denkt, wenn es um (zudem noch avancierte) Rockmusik geht, nicht wahr? Umso erfreulicher, wenn einem ein Album wie das der Band Benguela aus Capetown in die Hände gerät, auf dem sich freie Form mit spacigen Ausflügen, krautrockigen Verfahren, Spuren von Dub und Jazz sowie – naja, sagen wir: – Postrock verbindet, wenn denn nicht bei Zusammentreffen der genannten Einflüsse ohnehin schon Postrock herauskommt. In Gänze live aufgenommen im klassischen Trio-Format zeigt „Digital Inability“ Benguela als ökonomisch improvisierende Band, die mit wenigen Strichen andeutet, was sie ausdrücken will.
Benguela sprechen viel von Strömen und Fließen, wenn es um ihr Spiel geht. Das ist der wesentliche formale Aspekt ihrer Musik. Langsam kreisen sie um einen Beat, legen Schleifen aus und schichten sorgsam Töne darauf, ohne auch nur ansatzweise die Stücke zu überfrachten. Und beinahe unversehens ist man im nächsten Stück. Benguela sprechen auch viel über die Landschaft Südafrikas und die Straße von Capetown nach Windhoek in Namibia, und den Film, den sie darüber machen möchten. „Digital Inability“ ist der Score dazu.
THE NATIONAL TRUST
DEKKAGAR
(Thrill Jockey)
Liebe machen im natürlichen Licht, so lautet der Titel des ersten Stücks dieses üppigen Albums übersetzt, und die wesentlichen Zutaten – Liebe, Natur, Licht – klingen schon so danach, wovon nicht nur die großen Soul-Sänger immer singen. Die allumfassende Umarmung der Brüder und Schwestern da draußen – womit natürlich, wegen Allumfassendheit, auch Ihr immer mitgemeint seid. Neil Rosario von Dolomite hat mit Mitgliedern von Red Red Meat, Califone, Plush, Bells und Zoom ein wattiges Etwas aufgenommen, das sich am Busen der großen Erlösungsgesten zwischen ’65 und ’75 nährt, Byrds, T. Rex, Buffalo Springfield und wie diese alten Soul-Typen alle heißen. Seriously speaking… das ist noch viel näher am Geist der Bobby Womacks und Curtis Mayfields dieser Welt, als Lambchop es mit „Nixon“ waren. Der Beipackzettel kündet überdies von einer Verwandtschaft zur mittleren Phase Fleetwood Macs – nach Peter Green, vor Stevie Nicks -, zu David Crosbys Solo-Werken, zu Shuggie Otis und den „reicheren Elementen des psychedelischen Soul“.
Der Hund unseres Besuchs stößt die Zimmertür auf und legt sich im optimalen Hörwinkel zu den Lautsprechern, aus denen balsamische Zeilen klingen, „I see no evil in the way you smile“, und grunzt zufrieden, schlaff mit dem Schwanz wedelnd. Wahrscheinlich würden auch meine Zimmerpflanzen kräftig gedeihen und sich zur Quelle der Musik hin neigen, hätte ich denn welche. Ganz herrliche Platte.