le fly pan am /ceux qui inventent n’ont jamais vecu(?)
constellation /hausmusik /indigo
Bei Le Fly Pan Am begegnen wir einem Herrn wieder, der in den letzten Jahren mit der Ambient/Progressive-Rockband Godspeed You Black Emperor von sich reden machte. Mit deren dramatisch schwellendem Pathos, dem orchestralen Ansatz haben Le Fly Pan Am allerdings wenig gemein. Ein schwerer Bass, Schlagzeug, Stromgitarre dominieren ‚Ceux Qui Inventent N’ont Jamais Vecu(?)‘, das zweite Album der Band. Über weite Strecken regiert ein kräftig groovender, knochiger Beat, in dem trockener Funk in der Manier von Post-Punk-Heroen wie Gang Of Four verarbeitet wird. Dabei sind die Stücke von Fly Pan Am durchaus krautrockig ausladend und mit Klangspielen versetzt, in denen sich Einflüsse aus der musique concrete niederschlagen. Zum akustischen Genuss kommt der optische und haptische der Verpackung, die, wie bei dem Label aus dem kanadischen Montreal üblich, in gediegener Siebdrucktechnik auf einem Pappcover gestaltet ist.
m. hederos & m. hellberg /together in the darkness
v2
Eigentlich sind sie eher für kräftigere musikalische Äußerungen bekannt, Martin Hederos von Soundtrack Of Our Lives und Matthias Hellberg, Tourgitarrist der Hellacopters. Eines Tages stellten sie ihre gemeinsame Liebe für dunkelblaue Songs in kleiner Besetzung fest. Das Programm für das erste, unbetitelte Album war schnell zusammengestellt. Für „Together In The Darkness“ schrieben die beiden immerhin die Hälfte der Songs selbst und können auch damit durchweg überzeugen. „It Won’t Grow“ und der Titelsong haben selbst das Zeug zum Klassiker. Die andere Hälfte des Albums besteht aus erlesenen Kleinoden wie Tim Hardins „How Can You Hang On To A Dream“, Bob Marleys „Concrete Jungle“ und „Shine A Light“ von den Rolling Stones. Vorwiegend für Stimme und Piano arrangiert, wurden die Songs dezent mit geschmackvollen Bläsersätzen, singender Säge oder auch mal einer verloren jammernden Mundharmonika akzentuiert. Ryan Adams zählt Hederos & Hellberg übrigens zu seinen Favoriten und nahm sie mit auf seine letzte Europa-Tour. Der versteht eben was von guten Songs.
firewater /psychopharmacology
noisolution /indigo
Tod Ashley ist Firewater. Einerseits. Andererseits war Firewater auch immer die Summe seiner stetig wechselnden Mitglieder. So bleibt für das dritte Album fest zu halten: Ashleys Stimme, die schon die Alben von CopShootCop unverwechselbar gemacht hat, lässt auch hier keinen Zweifel an der musikalischen Urheberschaft zu; zudem wird jedoch auch offenbar, dass Tod Ashley musikalisch offenbar Abschied von seinem einst bestechendem Entdeckungsdrang genommen hat. War auf früheren Firewater-Alben eine Musikerschar versammelt, die durchaus eigene Akzente z.B. durch Einflüsse osteuropäischer Folklore setzen durfte, hat sich jetzt ein reduziertes Bandprinzip durchgesetzt. „Psychopharmacology“ ist so eher ein klassisches Songwriter-Rock-Album geworden, auch wenn für einige Stücke Bläser- bzw. Streichersätze das Bandformat erweitern. Mit „Black Box Recording“ begibt sich Ashley übrigens wohl zum ersten Mal in balladeske Gefilde, was durchaus einen gewissen Charme hat.
brent /is anybody out there?
eigenvertrieb (http://brent.home.pages.de)
Eine verlässliche Größe im Bremer Musikleben sind sie. Beharrlich arbeiten sie an ihrer Version „alternativer“ Rockmusik im Dienste des guten Songs. Die bekannten Bezugsgrößen zwischen Hüsker Dü und Buffalo Tom leugnet der Fünfer nicht, darf aber mit Recht beanspruchen, dass Brent aus den Einflüssen dieser, aber auch neuerer Bands aus dem Spannungsfeld zwischen lauten Gitarren und sehnsüchtigen Melodien, über die Jahre eine eigenständige Form geschaffen haben, die sie selbst BrentCore nennen. Besonders markant ist die Stimme von André Berger, dessen Tremolo in manchen Momenten an R.E.M.s Michael Stipe erinnert, aber auch wesentlich kräftigere Nuancen dynamisch bewältigt. Auf der instrumentalen Seite lässt sich feststellen, dass die Kompositionen und Arrangements der sechs neuen Songs dieser CD mittlerweile erstaunlich ausgereift sind, so dass es eigentlich an der Zeit ist, dass sich endlich eine Plattenfirma dieser Band annimmt.
various artists /dope & glory – reefer songs der 30er & 40er jahre (trikont /indigo) Die Legende sagt, Richard Nixon habe Louis Armstrong einst den Trompetenkoffer durch den Zoll getragen und so dessen Eigenbedarf an Marihuana in die USA geschmuggelt. Wahr oder nicht, gekifft haben sie alle, die alten Jazzer (Nixon eher nicht). Und was sie in den 30ern und 40ern darüber gesungen haben, ist hier auf zwei kurzweiligen CDs zusammengetragen.