taz Bremen 24.1.2002
Musikalische Haken
Es gibt immer noch Leute, die aus dem klassischen Modell „vier Männer mit Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang“ etwas herausholen können. Garrison aus Boston, Massachusetts gehören zu jenen Bands, die zwar durchaus einen Narren an Pop gefressen haben, aber eher an der Sorte, wie sie Bands wie Jane’s Addiction oder die Pixies spielten – immer mit musikalischen Haken im mindestens doppelten Sinn: Zum einen markante Melodien, die sich locker einhaken, zum anderen solche Haken, die die Musik schlägt, bevor sie allzu vertraut wirkt – ältere Semester dürfen dabei gern auch an Fugazi denken.
Mit diesem Rezept mögen Garrison nicht gerade den rasanten Aufstieg in die Oberliga machen, wie es in jüngerer Zeit ihren Kollegen Jimmy Eat World oder den Get Up Kids vergönnt war. Sie dürfen dafür aber auch auf den Extra-Schuss Weichspüler verzichten, den erstere ganz gut verkraftet haben, der bei den Get Up Kids aber fatale Folgen gehabt hat.
Garrison verfolgen eine musikalische Linie, die – neben dem Dischord-Sound des Fugazi-Umfelds – ihre Wurzeln in Louisville, Kentucky resp. bei dortigen Legenden wie Squirrel Bait oder Bitch Magnet hat. Musikalische Weiterentwicklung auf der Agenda, die alten Ideale von Unabhängigkeit und eine entsprechende Ästhetik im Kopf. Auf zwei Alben und mehreren kleineren Formaten haben sie ihre Vision mitreißend formuliert, zuletzt auf „Be A Criminal“, produziert von einem weiteren Wegbereiter: J. Robbins spielte einst bei Jawbox und in den letzten Jahren mit Burning Airlines vielschichtige, melodische Rockmusik mit Punk-Attitude.
Soweit damals in der taz als Ankündigung für ein Konzert in Oldenburg. Nachtrag aus der Wikipedie:
After officially disbanding in 2004, members of Garrison went on to play with Pointillist, Instruction, Fires, The Fly Seville, Gay for Johnny Depp, Campaign for Real-Time, The Rise Park, Placer, and Kill Verona.