LUDE – ‚Ego‘
Diesmal in einem einzigen Stück von mehr als 50 Minuten Länge, der Gedanke der kollektiven Improvisation mit spirituellem Impetus, wie er Mitte der Sechziger im freien Jazz kursierte, hier eher in die schwere Gangart von Rock übersetzt, was aber nicht bedeutet, es ginge hier auch wirklich um Rock. Schlagzeug und mehrere Bässe sind um ätherische Keyboards und verschiedene Blasinstrumente ergänzt, unter denen nicht zuletzt die Flöte – bekanntlich häufig dem Zwischenreich der Elfen und Satyrn zugerechnet – Akzente setzt. Auch Sitar-Klänge schwirren durchs Bild. Das klingt in der Tat einigermaßen esoterisch. Nunmehr allerdings weniger wie Neurosis, die an einigen Stellen des Debüts durchaus noch zur Analogie taugten, sondern weicher, weniger düster.
bluNoise Forever Records
NOTWIST – ‚Neon Golden‘
Mit „Shrink“ legten Notwist vor einigen Jahren mit der überraschenden Verbindung aus Pop, Elektronik und Jazz einen großen Wurf vor. Mit „Neon Golden“ gelang es nun, hoch gesteckte Erwartungen locker zu befriedigen und sogar zu übertreffen. Das fünfte Notwist-Album zeigt die Band erneut als sich ständig entwickelndes Projekt, das mit jedem Schritt neue Möglichkeiten erschließt und dabei immer wieder eine Form findet, die für sich stehen kann. Die Songs wurden im 15-monatigen Entstehungsprozess von „Neon Golden“ immer wieder neu zusammengesetzt und zu üppiger Schönheit verzahnt, wobei die Jazz-Elemente zugunsten von Folk und Dub zurücktraten. Nicht zuletzt sind es jedoch die Songs, die – diesmal stärker als sonst um den Gesang herum aufgebaut – überzeugen. „Pick Up The Phone“, bereits im jüngsten Werbespot des Jugendmagazins der „Süddeutschen“, „jetzt:“, zu hören, ist nur ein Beispiel für die hohe Kunst des Notwist’schen Songwritings dieser Tage.
City Slang/Labels/Virgin