Genesis gehörten zu den Bands, deretwegen sich zwei Jahre nach Erscheinen dieses Albums zornige junge Menschen die Haare bunt färbten und den Rock’n’Roll, bei dem Versuch ihn zu töten, neu erfanden. ‚The Lamb Lies Down On Broadway‘ ist eine Platte, die als typisch für die Mitte der Siebziger gelten muss. Über zwei Langspielplatten hinweg erzählen Genesis, damals noch mit Peter Gabriel am Gesang, die verstiegene Geschichte einer Reise durch Kammern mit 32 Türen in eine Welt voller skurriler Gestalten, wie übernatürlichen Anästhesisten oder Howard Hughes in blauen Wildlederschuhen, der an einer Broadway-Parade teilnimmt. So märchenhaft und bizarr wie die Geschichte, klingt auch die Musik, die mit Rock’n’Roll nur noch rudimentär zu tun hat. Mit seinen aufwendigen Kompositionen, die das Vokabular gewöhnlicher Rockmusik kühn überschritten, dramatischen Mellotron-Arrangements, zarten Idyllen und dem chamäleonhaften Gesang von Peter Gabriel ist ‚The Lamb Lies Down On Broadway‘ der eindeutige Höhepunkt des Schaffens dieser Band. Kurz darauf stieg Peter Gabriel aus, um eine Solo-Karriere zu verfolgen. Unter der Ägide des bisherigen Schlagzeugers Phil Collins setzte schließlich der musikalische Niedergang von Genesis ein.