Ich musste erstmal schlucken: Was haben denn die miteinander zu tun? Die Extrem-Rockband aus Japan und der von mir übrigens durchaus geschätzte Schamane mit Cult-Vergangenheit? Wie sie zusammenkamen, teilt und der so called Waschzettel nicht mit. Verstanden haben sollen sie sich aber sehr gut. Heraus kamen vier Stücke, bei dreien singt Astbury, das dritte ist „Rain“ von The Cult, gesungen von Gitarristin Wata. Und im Grunde sind erstere das, was man dem musikalisch ja durchaus wandelbaren, wenn schon nicht flatterhaften Astbury wahrscheinlich auch als neueste Cult-Inkarnation unterjubeln könnte, so lange Duffy Gitarre spielt. Zeitgenössischer, schwerer Rock. Was die Frage aufwirft, was sich Boris dabei gedacht haben. Allerdings zeigte deren Entwicklung zuletzt deutlich Richtung Konvention, wenn auch mit einer erfreulich deutlichen Durchgeknalltheit. Die hat aus welchem Grund auch immer hier nicht zugeschlagen. Für einigermaßen entsprechende Erheiterung sorgt dafür Astburys Hang zur Esoterik, der hier mit allerlei Hexen, Kindern, die im Walde spielen, Wiedergeburt und derlei Brimborium um sich wirft, dass es nur so seine Art hat. Das hat schon Charme. Höhepunkt nichtsdestotrotz die Boris-Version von „Rain“: Notengetreu, ziemlich schwer, aber im Tempo des Originals – und dann darüber eben nicht Astburys Pathos-Schwangerschaft, sondern Watas elfengleich zarte Stimme, bei der man dann nicht weiß, was es bedeutet, wenn sie von „hot sticky scenes“ singt. Und die letzten Worte sind: „i love the lain…“ (weil Japaner und Japanerinnen zwar ein „r“ können, aber das oft mit dem „l“ verwechseln, weil die nunmal im Japanischen nicht so weit auseinander liegen (oder so ähnlich)). Zucker jedenfalls und definitiv ein Argument für diese im übrigen mit ziemlich genau 20 Minuten ohnehin recht kurzweilige Veröffentlichung.
erscheint Ende September auf Southern Lord/Soulfood